Girlstalk: Unterleibsschmerzen
- Unknown Diarie
- 11. Juli 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Juli 2024
Liebes Tagebuch, heute geht's um unangenehmen girlsstuff. Frauen haben das große Los gezogen und durchlaufen einmal im Monat eine sogenannte Zyklusphase, wovon die Menstruationsphase die schlimmste ist. Ich glaube viele Frauen würden gern auf diese Phase und die damit einhergehende Blutung verzichten. Was das teilweise alles mit sich bringt – furchtbar. Die Hormone spielen verrückt, das Zündschnürchen ist kurz, man fühlt sich einfach dick, hässlich und unwohl, ist unzufrieden und vieles mehr. Die Auswirkungen sind weitreichend und von Frau zu Frau unterschiedlich. Als wäre das alles nicht genug kommen noch die fiesen Bauchknieperchen hinzu und das Komplott ist "perfekt". Nicht schön, aber in der Regel aushaltbar.
Und dann gibt es mich. Die, die immer Höllenqualen durchlebt. Es geht schon damit los, dass mein Zyklus manchmal ziemlich gestört ist. Auch wenn es komisch klingt, im Sommer verläuft mein Zyklus recht „regelmäßig“, aber im Herbst/Winter, wird einmal gefühlt der komplette Zyklus durcheinander geworfen. Spätestens, wenn wir die Uhren umstellen. Mal kriege ich meine Regel nach 5 Wochen, mal nach 8 Wochen, dann wieder nach 4 Wochen oder 6 usw. Ich fühle oft schon Tage vorher recht deutlich, dass es gerade wieder ‚bergab‘ geht und damit meine ich so ziemlich alles. Ich schlafe schlecht, hab Wehwehchen, die ich sonst nicht habe, meine Brüste spannen und werden ‚größer‘, mein Bauch bläht sich auf und über meine Laune wollen wir lieber nicht reden. Jeden Morgen ist es ein Überraschungsfässchen. Ebenso meine Essensgelüste. Während ich sonst recht diszipliniert essen kann, gibt es da manchmal kein Halten mehr. Ich habe übermäßig Hunger und Appetit und so eine Kekstüte wird schnell mal weggeatmet. Ich kann auch förmlich anhand meines Gesichts / meiner Haut erkennen, wie abgespannt und „alt“ ich aussehe. Jemand der mich mal kurz davor und kurz danach gesehen hat, meinte, dass es ein Unterschied wie Tag und Nacht ist und das ich danach ausgesehen hätte, als käme ich frisch erholt aus dem Urlaub. Es ist einfach ein Graus!
Es gibt Monate, da ist es schlimmer und Monate, die sind dahingehend erträglicher. Was bei mir aber nie erträglich ist, sind die ersten 24 – 48h, wenn ich meine Regel bekomme. Je schlimmer die „Vorboten“, umso schlimmer werden die ersten Stunden / Tage. Keine Frau, die das selbst erlebt hat, kann das nachfühlen und Männer verstehen es erst recht nicht, aber wie sollen sie das auch verstehen? Ein paar Tage vorher zwickt mir oft schon der Bauch, um genau zu sein, meine linke Seite. Sport machen, wie beispielsweise joggen ist 2 bis 3 Tage vorher nicht möglich. Je länger ich laufe, desto mehr beginnt meine linke Seite zu schmerzen, als würde es losgehen. Wenn es wirklich los geht, dann blute ich ad hoc viel. Da baut sich nichts langsam auf und wird von Tag zu Tag mehr, bis es dann wieder abflaut. Ich kriege so krasse Schmerzen auf der linken Seite, dass ich mir oft nicht zu helfen weiß. Ich nehme Schmerztabletten, als würde ich Kekse essen. 6 Stück sind nichts an so einem Tag und oftmals schlagen die nicht wirklich an. Ich kriege Durchfall, meist ist mir immer unglaublich schlecht. Wenn’s noch schlimmer, als schlimm ist, übergebe ich mich und kriege Kreislaufprobleme. Es beeinflusst sogar meine Beziehungen zu Menschen und erschwert meinen Arbeitsablauf, weil ich an diesen Tagen oft nicht in der Lage bin, dass Haus zu verlassen. Bin ich verabredet, komme ich ab und an in die Bredouille super spontan absagen zu müssen. Bin ich auf der Arbeit, ergreife ich schnellstmöglich die Flucht nach Hause, weil ich zu nichts zu gebrauchen bin. Wenn ich in Zukunft was geplant habe (Konzert, Urlaub o. ä.) bin ich im Vorfeld schon besorgt, dass meine Regel dazwischen grätscht. Du siehst, dass beeinflusst nicht nur meine Beziehungen zu anderen, sondern es macht auch etwas mit mir und meinen Gedanken.

Wie kannst du dir das weitere Prozedere vorstellen? Ich liege, die Wärmflasche auf mir. Damit der Schmerz aufhört, liegt die Wärmflasche ohne Schutz auf meinem blanken nackten Bauch. Alternativ liege ich in der Wanne und lasse kochend heißes Wasser über meinen Bauch laufen, damit der Schmerz übertüncht wird. Manchmal trage ich sogar leichte Verbrennungen davon. In solchen Fällen kann ich auch schwer ruhig liegen, sondern bin einfach völlig ‚angespannt‘. Der Bauch ist aufgeblasen, als hätte ich einen Wasserball verschluckt. Wie kann man sich den Schmerz vorstellen? Ich habe noch nie ein Kind bekommen, aber manchmal denke ich, dass sich so die Wehen anfühlen müssen, wenn das Baby kommt. Allgemein bin ich oftmals völlig erschöpft, so, dass der Körper eigentlich noch 2 weitere Tage bräuchte, um sich zu erholen. Eine andere Beschreibung wäre: Mir piekst jemand permanent mit dem Messer von Innen in den Bauch. Ich weiß nicht, ob ich mich glücklich schätzen soll, dass ich die Schmerzen ‚nur‘ auf der linken Seite habe und nicht über den gesamten Bauchraum verteilt. Wenn du denkst, dass man sich daran gewöhnt – Nein. Daran kann sich keiner gewöhnen. Es ist immer wieder schlimm. Natürlich entwickelt man gewisse Routinen, aber die machen die Situation und den Schmerz nicht unbedingt erträglicher. Seit über 10 Jahren plage ich mich damit rum und frage mich immer, wie ich das ‚verkraften‘ soll, wenn ich noch älter bin.
wie du bereits oben im Text erfahren hast, liebestes Tagebuch, kann das eine Beziehung ganz schön erschweren. Es gab eine Person, die dahingehend super viel Verständnis und Geduld mit mir hatte, es dennoch nicht nachvollziehen konnte. Die Person hat mir oft geraten zum Arzt zu gehen. Und glaube mir, ich war bei etlichen Ärzten. Ich glaube 10 Stück reichen nicht. Ich war bei Spezialisten, ich habe unterschiedliche Frauenärzte aufgesucht, ich habe das bei meiner behandelnden Frauenärztin immer wieder angesprochen. Ich habe alles an Schmerzmitteln probiert und ich habe eine Darmspiegelung, so wie eine Bauchspiegelung über mich ergehen lassen. Schlussendlich habe ich etwas für den Darm eingenommen, um zu testen, ob es besser wird. Und die Schmerzen sind trotzdem noch da. Ich erklärte / rechtfertigte mich, dass ich dahingehend müde und träge bin, weil all meine Bemühungen bisher nichts gebracht haben und ich auch langsam nicht mehr weiter weiß. Die meisten Ärzte wollten mich immer mit einer Anti-Baby-Pille abspeisen. Da kam wenig Erklärung und auf den Hinweis, dass ich die Anti-Baby-Pille mal genommen und nicht vertragen habe, wurde oft mit Desinteresse reagiert. Ich könnte es mit einer anderen Pille versuchen. Es kamen oftmals keine weiteren Lösungsvorschläge, geschweige denn Erklärungen, warum es mit der Pille besser wird und was eigentlich los ist in meinem Bauch. Ich möchte schließlich nicht nur das Problem bändigen, sondern ebenso die Ursache erforschen und verstehen. Wie oft hörte ich den Satz: „Das geht vielen jungen Frauen in ihrem Alter so.“ Ich kannte keine davon, da bei meinen Freundinnen alles im normalen Rahmen verlief. Keiner klagte so sehr über Schmerzen, wie ich. Was meinst du, wie vielen Frauen wird es wohl auch so ergehen?
Die oben besagte Person hat mir den Rat gegeben weiter zum Arzt zu gehen, bis ich irgendwann an jemanden gerate, der mir helfen kann, weil das nicht normal ist. Und ja, es stimmt. Das ist nicht normal! Zu Beginn des Jahres (2024) musste ich den ärztlichen Bereitschaftsdienst rufen, weil ich einfach nicht mehr konnte. Auch die weiteren Monate verliefen schwieriger und es ging bergab. So fasste ich mir erneut ein Herz und habe mir einen Spezialisten gesucht. Liebes Tagesbuch, an der Stelle muss ich dir sagen, dass es schade ist, dass mein Ratgeber niemals davon erfahren oder lesen wird, dass ich dort gewesen bin. Was genau der Termin ergeben hat, teile ich mit dir in Teil 2. Sollten das andere Frauen lesen, denen es genauso ergeht, hoffe ich, dass sie mich (und andere) unterstützen. Ich hoffe, dass sie mit dir ihre Erfahrungen teilen, so wie ich. Ich hoffe, dass sie ihre Wunderschmerzmittel teilen oder weitere Tipss und Tricks haben, alles erträglicher zu gestalten. Ich hoffe, dass sie dir mitteilen, bei welchem (Fach)Arzt sie gewesen sind und wie ihre Diagnose lautet. Zum Schluss hoffe ich darauf, dass sie dir schreiben, wie sie ihre Diagnose bekämpft haben. Das ist ein Thema über das zu selten gesprochen wird, wie ich finde. Gut, dass ich dich habe, um es zu teilen.
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